Island Mai 2022 - märchenhaftes raues Land

Unsere Route durch Island:

Süden mit weitem Radius um Hella - VIK und weitere Umgebung - Reykjavik

Island stand seit 2020 auf unserer Wunschliste weit oben. Während Corona versuchten wir mehrere Anläufe, die aber wegen der strikten Quarantäneregeln nicht umsetzbar waren. In 2022 erfüllte sich unser Wunsch endlich, da sich die Einreiseregeln weltweit stabilisierten.

Vom Flieger rein in den Mietwagen und auf ins Paradies ...
Vom Flieger rein in den Mietwagen und auf ins Paradies ...

Wir nahmen uns den südwestlichen Teil der Insel vor und können zusammenfassend das Fazit ziehen: es war grandios, abwechslungsreich und sehr dicht was Erlebnisse und Eindrücke angeht. Man sieht grandiose Wasserfälle, Berge, Gletscher, atemberaubende Küsten und vieles mehr.

 

Die Landschaft wechselt im Zuge der Fahrten durchs Land: man wähnt sich mal im kalten Grönland zwischen unwirtlichen Gletschern, dann inmitten von tiefem grün, schwarzen Stränden, Vulkanen oder im düsteren Setting bekannter Serien wie Game of Thrones, die großenteils in Island gedreht wurde. Island ist dazu ein sehr guter Walbeobachtungsspot und eine gute Adresse für Nordlichter zur dunklen Jahreszeit. Die Isländer sind durchweg freundlich und hilfsbereit und sprechen gut englisch.

Island ist zudem ein umweltfreundliches Land. Sauberkeit steht hoch im Kurs und Island deckt fast 100% seines Energiebedarfes aus regenerativen Quellen: Strom vorwiegend aus Wasserkraft; Wärme aus Geothermie. Letzteres speist sich aus dem vulkanischen Ursprung der Insel und ermöglicht ebenfalls die zahlreichen heissen Quellen und Geysire überall im Land.

Wichtig sind aus unserer Sicht die folgenden Punkte damit die Reise ein Erfolg wird:

  • Welche Art Urlaub möchte ich und was möchte ich sehen? Nicht alles ist zu jeder Zeit möglich, denn Island liegt weit nördlich mit rauem Klima. Wir hatten Ende Mai meist um die 13 Grad tagsüber und in der Höhe knapp über 0 mit starkem Wind. Viele Straßen ins Hochland sind bis in den Juni hinein gesperrt. Nordlichter sind nur von September bis Anfang April sichtbar. Bis März und ab Ende September muss selbst im Bereich der südlichen Ringstraße mit Schneestürmen gerechnet werden. Im Winter und für Ausflüge in die Gletscher ist zu jeder Jahreszeit Winterkleidung nötig; für alles andere genügt das Zwiebelprinzip. Schal, Mütze und Handschuhe sollten immer eingepackt sein. Handgepäck ist für eine Woche Urlaub ab Mai gut machbar. Sonnenbrille ist nötig; Sonnenschutz zu empfehlen. 
  • Ab April / Mai wird es nachts kaum noch dunkel. Gut für ausgedehnte Touren, aber für die Nacht sollte man eine Schlafmaske einpacken.
  • Ein Mietwagen ist ein Muss, denn er ermöglicht maximale Flexibilität und die Entfernungen sind groß. Es sollte auch in den wärmeren Monaten ein Fahrzeug mit Vierradantrieb sein. Man kommt ab Mai zwar grundsätzlich auch ohne hin, aber viele Sehenswürdigkeiten liegen abseits der gut befahrbaren Straßen. Die Mietwägen haben meist kein Navi, da man entweder das eigene Datenvolumen für Navigationsapps auf dem Handy nutzen kann (EU-Roaming) oder man bucht für kleines Geld einen mobilen Hotspot hinzu.
  • Juni bis August ist Hauptsaison, d.h. die Preise steigen und Mietwagen / Unterkünfte werden knapp. Generell ist frühzeitiges buchen von Unterkunft, Mietwagen, Flug zu jeder Jahreszeit und möglichst gleichzeitig ratsam.
  • Unterkünfte mit Selbstversorgung sind auf dem Land gegenüber Hotels klar vorzuziehen. Zum einen liegen diese meist inmitten der schönsten Natur und zum anderen ist im hochpreisigen Island der Supermarkt sehr viel günstiger als das Restaurant.
  • Bargeld ist kaum oder gar nicht nötig, Englisch spricht nahezu jeder und Internet ist überall bzw. mobiles Internet fast überall verfügbar.
  • Eine Aufstellung unserer Kosten für 1 Woche Island findet Ihr zur Orientierung ganz unten.

Im Süden, genauer im Bereich Reykjavik bis ca. 80 km hinter ViK haben wir folgende Sehenswürdigkeiten angeschaut, die wir im folgenden genauer mit Tipps und Tricks beschreiben. Die Reihenfolge ist im Uhrzeigersinn beschrieben:

Außer Kerid waren alle Sehenswürdigkeiten kostenlos zu besichtigen; Parkgebühr haben wir nur am Skogafoss bezahlt.


Gulfoss, Geysir und Kerid als Teile des Golden Circle

Kerid-Krater
Kerid-Krater

Der sog. Golden Circle ist eine der bekanntesten touristischen Routen und umfasst in der "reinen Lehre" die Sehenwürdigkeiten Gulfoss, Thingvellier Nationalpark und den Geysir. Der Vulkankrater Kerid liegt aber auf diesem Weg und daher zählen wir ihn einfach dazu. Der gesamte Golden Circle umfasst ca. 300 km. Den Thingvellier Nationalpark haben wir leider zeitlich nicht mehr besichtigen können. Alle anderen Sehenswürdigkeiten des Golden Circle sind, da eben sehr bekannt, stark überlaufen und im Vergleich zu weniger frequentierten (bspw. Haifoss, Kvernufoss, Fjardrargljufur) fanden wir die alte Regel, dass bekannt nicht immer am schönsten oder besten heißt, hier auch wieder bestätigt. Beeindruckend waren sie aber dennoch, keine Frage!

Seltsamerweise hat Kerid als der unscheinbarste der drei als einziger etwas Eintritt gekostet. Man kann ihn auf dem Rand umwandern; ist damit aber recht schnell fertig.

Hauptbereich Gulfoss
Hauptbereich Gulfoss
Geysir Strokkur
Geysir Strokkur

Gulfoss ist ein mächiger Wasserfall mit mehreren Aussichtsplattformen direkt am Wasserfall, davor oder darüber. Der Geysir ist direkt in der Nähe und leicht zu finden. Es gibt viele Geysire auf Island, aber dieser nahe Gulfoss ist sozusagen der Namensvater für alle weiteren weshalb er einfach nur Geysir, manchmal auch Strokkur Geysir genannt wird. Auf dem Gelände befinden sich mehrere Geysire, von denen die meisten aber bereits inaktiv sind. Der aktive belohnt den geduldigen Urlauber etwa alle 4-5 Minuten mit einer Eruption. Man kann schön umherwandern und einen kleinen Berg mit Blick auf die Geysirlandschaft besteigen.

Haifoss im Gebirge

Haifoss ist ein imposanter gigantischer Canyon mit mehreren Wasserfällen hoch im Gebirge, ca. 80 km nördlich von Hella und östlich von Gulfoss gelegen. Vorteilhaft ist auch dass Haifoss lange nicht so überlaufen ist wie manch bekanntere und besser erreichbare Sehenswürdigkeiten. Fährt man von Hella los, wird nach ein paar Kilometern schon die Hinfahrt ein echtes Erlebnis. Vom flachen Land bei Hella immer weiter rauf, vorbei an Gletschern und einer reichen Vulkanlandschaft. Auf der A32 geht es dann rechts die letzten Kilometer in eine nur per Allrad befahrbare Straße in Richtung Berge. Oben angekommen weht ein kalter Wind, aber die Mühe lohnt sich; Haifoss war einer der Highlights unserer Reise:

Haifoss im eisigen Gebirge
Haifoss im eisigen Gebirge

Seljalandsfoss, Skogafoss und Kvernufoss direkt an der Ringstraße

Die drei Wasserfälle befinden sich alle mehr oder weniger an der Ringstrasse, wenn man sich ab Hella in Richtung Vik bewegt. Auf halber Strecke beginnt sich die Landschaft in sattes bergiges grün zu verwandeln dass bis Vik so bleibt. Die Empfehlung ist, alle drei Fälle am gleichen Tag zu besichtigen.

Der Seljalandsfoss ist der erste der drei und nach ca. 35 km Fahrt von Hella aus bereits von der Ringstrasse aus unübersehbar. Er besteht aus einem weitläufigen Gelände mit vielen kleineren und einem Hauptwasserfall. Hinter letzterem kann man durchlaufen (und wird auf jeden Fall nass dabei, also Regenjacke einpacken..). Die Perspektive ist allerdings außergewöhnlich und die Nässe auf jeden Fall wert.

Weitläufiges Gelände um den Seljalandsfoss
Weitläufiges Gelände um den Seljalandsfoss
Der Hauptwasserfall mit dem Weg hinten durch...
Der Hauptwasserfall mit dem Weg hinten durch...

Der Skogafoss befindet sich ab dem Seljalandsfoss weitere 30 km Richtung Vik, ebenfalls direkt an der Ringstraße. Parken ist hier aber kostenlos. Der Wasserfall ist nicht so weitläufig, aber dafür hoch und man kann über eine lange Treppe auch oben auf ihn steigen. Im oberen Bereich lässt sich dann gut und  weit weiterwandern.

Skogarfoss von vorne
Skogarfoss von vorne
Skogarfoss von oben
Skogarfoss von oben

Während die Skogarfoss und Seljalandsfoss als bekannte Ausflugsziele gnadenlos überlaufen sind, ist der kleine aber wirklich überragende Kvernufoss eher unbekannt. Er befindet sich fussläufig zum Skogarfoss, hinter dem Gelände des Skogarmuseums. Man parkt entweder direkt dort oder läuft eben nach dem Skogarfoss rüber. Man hat ihn, wenn man Glück hat so wie wir, für sich ganz alleine. Man kann sogar hinter den Wasserfall laufen und hat einen Tollen Blick durch die Wassermassen ins kleine Tal. Nach dem Überqueren der Wiese hinter dem Museum eröffnet sich eine kleine atemberaubende Welt aus Herr der Ringe:


Vik und Umgebung mit Reynisfiara Black Beach und Dyrholaey Halbinsel

Das intensive grün langgezogener Berglandschaften dass im Seljaland begonnen hat, setzt sich in Vik fort und verbindet sich dort mit schwarzem Lavastrand zu einem mystischen Eindruck. Insgesamt ist die Gegend um Vik sehr schön: viele Berge, alle in sattem grün und eben besagte schwarze Lavastrände als Kontrast.

Um Vik direkt gibt es drei Sehenswürdigkeiten die zusammen liegen: Der Reynisfiara Black Beach selbst im Wasser mit den drei Felsennadeln (Reynisdrangar) sowie die Halbinsel Dyrholaey. Der gesamte Bereich diente als Kulisse für Games of Thrones, was man bei Regenwetter, wie wir es am ersten Tag vorfanden, sofort unterschreiben kann!

Die Felsen am Reynisfiara Strand sind mit silbrigen, geometrischen Formationen belegt, die einfach futuristisch aussehen und mit dem schwarzen Sand und den Felsennadeln einen düsteren Kontrast geben. Vom Strand aus rechts gesehen sieht man am Horizont die Halbinsel Dyrholaey:

Nach Dyrholaey kann man entweder über den Black Beach selbst erreichen, oder man fährt mit dem Auto über die Ringstraße (was aber deutlich weiter ist). Parken kann man dort (kostenfrei) auf 2 Ebenen, entweder auf dem Plateau nahe des Leuchturms oder weiter unter Richtung Black Beach. Der Ausblick ist auf jeder Seite gigantisch:

Blick von Dyrholaey auf die Felsen des Reynisfiara Black Beach
Blick von Dyrholaey auf die Felsen des Reynisfiara Black Beach
Tolle Gesteinsformation auf der vorderen Meerseite
Tolle Gesteinsformation auf der vorderen Meerseite
Blick von der dem Reynisfiara Beach abgewandten Seite
Blick von der dem Reynisfiara Beach abgewandten Seite

Neben dem gigantischen Ausblick ist die Halbinsel ein Brutplatz für viele Seevogelarten. Wenn man Glück hat kann man im Bereich des Leuchtturms Möwen sehen, die auf Höhe der Felsenkante, also auf eigener Fußhöhe vor ihren Nestern im Fels kreisen sehen. Daneben sind hier in großer Zahl die "Puffins", die kleinen niedlichen Papageientaucher heimisch, von denen auf Island die größte Kolonie weltweit lebt:

Fjardragljufur Canyon

Wenn wir gefragt werden, welche Erlebnisse der Reise am schönesten waren, so ist die Wahl wirklich schwer. Aber Haifoss, der Hjörleofshödi und vor allem auch der magische Fjadragljufur Canyon stehen doch nochmal heraus. Fjadraglijufur liegt ca. 80 km von Vik entfernt Richtung Osten nahe an der Ringstraße. Die letzten km geht es allerdings über eine F-Road für Allradfahrzeuge zum Ziel. Im Gegensatz zum letzten Stück zum Haifoss ist dieser Weg aber im Sommer an sich auch mit normalen Fahrzeugen befahrbar.

Ist man einmal angekommen, öffnet sich ein grüner magisch anmutender Canyon mit mehreren Wasserfällen und 3 Aussichtspunkten zu denen man wandern kann. Auf der Hauptplattform fühlt man sich in die Welt von Games of Thrones oder Herr der Ringe versetzt und staunt:

Hauptansicht des Canyon
Hauptansicht des Canyon
Blick zum Hauptbereich hin
Blick zum Hauptbereich hin

Hjörleofshöfdi Trail mit Yoda Cave

Yoda Cave am Fuß des Hjörleofshövdi
Yoda Cave am Fuß des Hjörleofshövdi

Der Hjörleofshöfdi ist ein relativ hoher Berg an der Küste, ca. 12 km östlich von Vik an der Ringstraße gelegen. Er beherbergt auf der Spitze das Grab des Vikingerkönigs Hjörleifur, des zweiten Siedlers der Island betreten und besetzt hat. Der Weg zum Grab und zurück ist mit einem schönen Trail von ca. 4 km markiert für den man etwa 1,5 Stunden braucht. Die Aussicht wird mit jedem erklommenen Höhenmeter gigantischer und oben angekommen hat man einen fantastischen Rundumblick über den schwarzen Strand, das Meer udn die Berge im Hinterland. Es weht ein kräftiger Wind, aber man hat dennoch absolute Ruhe oben, aus mentaler Sicht gesprochen. Auf der Meerseite des Berges befindet sich dann ein kleiner Gimmick, Yoda Cave genannt.

360 Grad Rundumblick auf der Spitze
360 Grad Rundumblick auf der Spitze

Reykjavik inkl. Whalewatching und Sky Lagoon

Reykjavik stand für 2 Nächte am Ende unserer Reise an. In der Stadt lebt die ca. die Hälfte der 300.000 Einwohner Islands, weshalb wir uns nach Tagen der weiten menschenarmen Landschaften erst wieder an Menschenansammlungen gewöhnen mußten. Die Empfehlung wäre auch generell nur ca. 1-2 Tage für die Stadt einzuplanen, denn der Hafen & die Altstadt sind zwar sehr schön, man hat sie aber auch sehr schnell durch. Wahlbeobachtungstouren sind hier (neben Husavik) ein großes Thema; die Sichtungsquote liegt hier bei ca. 95%. Anbieter gibt es zahlreiche am Hafen, die Wal- und andere Touren auf See anbieten. Unsere Ausflug mit Seatrips hat wirklich Spass gemacht und war auch sehr erfolgreich:

Ansonsten kann man an der langen Promenade oder in der Altstadt flanieren und natürlich die berühmte Hallgrímskirkja Kirche besichtigen:

Sky Lagoon Reykjavik
Sky Lagoon Reykjavik

Den Abschluss einer intensiven und erlebnisreichen Reise durch Island feierten wir entspannt im warmen Wasser in der neuen Sky Lagoon in Reykjavik. Natürliche Thermalquellen finden sich zwar überall auf der Insel und laden zum Baden ein. Die Sky Lagoon wurde aber als Wellnessoase direkt um eine solche Quelle herum gebaut; ähnlich der berühmten aber total überlaufenen Blue Lagoon in der Nähe des Flughafens. Die Sky Lagoon bietet einen Blick aufs Meer, auf die Berge im Hinterland und sogar eine Bar direkt im Wasser. Wer das größere Paket bucht, erhält auch noch diverse Anwendungen und weitere Bäder. Was gibt es schöneres als bei einem kühlen Bier im 40 Grad warmen Wasser den Urlaub Revue passieren zu lassen und sich langsam auf die Heimreise einzustimmen???

... in diesem Sinne bye, bye und bis zum nächsten Mal!
... in diesem Sinne bye, bye und bis zum nächsten Mal!

Unsere Kosten für 1 Woche Island pro Person bei 2 Personen, Stand Mai 2022:

  • Flug: 410€
  • Mietwagen: 270€ (insgesamt 550€)
  • Unterkünfte (8 Nächte, 2 Nächte Hotel, Rest Selbstversorgerquartiere in Hella und VIK): 500€
  • Sky Lagoon: 50€
  • Whalewatchingtour: 100€
  • Ausgaben vor Ort (Essen, Benzin etc.): 400€
  • Summe: 1730€